Sofort aber erkannte er, anstatt des erwarteten Mieters, an der großen, zerlumpten Gestalt die ehemalige Geliebte.
Was wollte sie hier noch so spät? Etwa neuen Skandal und Streit mit ihm anfangen bei Nacht und Nebel?
Dies konnte er nicht zulassen und mußte dem ein Ende machen.
Und bevor sie noch einzudringen vermochte, stieß er sie mit einem heftigen Ruck zurück auf die Straße.
Trotzdem streckte sie die Arme nach ihm aus und rief mit flehender Stimme: „Johann, Johann, o hör mich an!“
Er aber hörte nicht.
Nur einen Strom von halblauten Schmähworten vernahm sie noch hinter der Haustür.
Er fühlte, daß er kurzen Prozeß machen müsse, sonst hinge sie sich an ihn, wie eine Klette. Braun und blau hatte er sie geschlagen und dennoch kehrte sie zurück! Also so scharf wie möglich! Dann mußte sie doch weichen!
Und zitternd vor Wut schlug er die Haustür zu und drehte den Schlüssel zweimal um.
Auch die andere vom Boden hatte er davongejagt. Alle beide langweilten sie ihn. Käthe mit ihren ewigen Tränen, Rosa mit ihrem fortwährenden Kichern.
Jetzt war er wieder frei und fühlte sich am wohlsten!
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/364&oldid=- (Version vom 1.8.2018)