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Amme hast du kein Geld. Das ist schlimmer wie die Cholera und dadurch gehen wir alle zugrunde!“

Zugrunde! Jawohl! Ein eisiger Schauer überlief Käthe bei diesem Worte. Suchen mußte sie einen anderen Dienst, denn Budowskis nahmen sie nicht mehr an.

„Solch ein Lump“, fuhr das Weib fort, „bezahlt dir nicht einmal die Windeln und alles, samt dem Kinde, hast du auf dem Halse. Das ist einmal so und nicht anders!“

Zusammenschauernd warf Käthe die Brotrinde fort und drängte sich durch das Gebüsch in der Richtung nach der Stadt, getrieben von unbeschreiblicher Angst.

Sie wollte zunächst Johann aufsuchen, ihm zu Füßen fallen und ihn um Verzeihung zu bitten für alles, was sie ihm angetan. Alles wollte sie tun, nur um nicht solch ein Weib zu werden, wie dasjenige, dessen Brot sie soeben gegessen!…

„Was reckst du so deine Schienbeine und dankst mir nicht einmal für den Fraß!“ rief ihr die Unbekannte nach. „Lauf nur, lauf, du wirst schon wiederkommen, wie vor dir schon so manche!“

Dann warf sie sich auf den Baumstamm und pfiff einen Gassenhauer.

Inzwischen watete Käthe durch den Schnee und gelangte, oft auf die Kniee gleitend, endlich auf den Weg, der sich um die Anhöhe herumschlängelte.

Am Fuße derselben zogen sich strahlenförmig engzusammengedrängte Gäßchen hin mit niedrigen,

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/361&oldid=- (Version vom 1.8.2018)