Seite:Zapolska Käthe.djvu/352

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Dieses Wort ging ihr immer noch durch den Kopf und schwirrte ihr beständig vor den Ohren.

Tiefgebeugt fühlte sie sich durch diese erste ihr öffentlich angetane Schmach, und die höhnischen Blicke der Vorübergehenden peinigten sie vollends.

Nicht einmal ein Tuch mehr hatte sie, um ihr zerzaustes Haar zu bedecken, aus dem das angeklebte Blut mit kaltem Wasser sich nicht abwaschen ließ.

In der nächsten Schenke gingen fortwährend Männer, Weiber und Kinder aus und ein, um dort in ihrer Trunksucht sich oft bis zum Vieh zu erniedrigen. Erschöpft setzte sie sich auf die Stufen vorm Eingang.

Der oder jener stieß Käthe an und nannte sie: „Du Saufaus!“

Sie krümmte sich immer mehr und hatte kaum noch die Kraft, sich aufzurichten und weiterzugehen.

Auch dazu aber wurde sie gezwungen.

Als der Schenkwirt aus der Haustür trat und die dort Kauernde bemerkte, befahl er ihr mit scharfen Worten, aufzustehen und anständigen Gästen nicht den Weg zu versperren.

Mühsam erhob sie sich und schleppte sich durch die Menge nach einem abgelegeneren und weniger belebten Stadtteile.

Anfangs ging sie mit Aufwand ihrer letzten Kräfte etwas schneller. Allmählich aber versagten ihr auch diese den Dienst und die Knie schlotterten ihr unter der Last des Körpers.

Empfohlene Zitierweise:
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/352&oldid=- (Version vom 1.8.2018)