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In seiner Eitelkeit geschmeichelt, nickte er dem Portier freundlich zu und befahl Käthe mit einem Fußtritte, sich sofort zu erheben.

Schweigend gehorchte sie, raffte sich mühsam auf, und wandte nur noch Johann das blutüberströmte Antlitz zu, auf dem jede Spur der früheren Wut verschwunden war.

Tiefster Seelenschmerz prägte sich in ihren Augen aus, als die Polizisten sie umringten und nach der Tür stießen. Natürlich wußte sie, daß man sie zur „Polizei“ führe, mitten unter Landstreicher und allerlei Gesindel, als eine Betrunkene, Verworfene, die man auf der Straße aufgegriffen. Und in ihrer Seelenangst und dem Rest ihres guten Glaubens an das Herz des Mannes, dem sie alles geopfert, was sie im Leben besaß, streckte sie die Arme aus, als suche sie Hilfe und Rettung bei dem, der sie soeben noch so unbarmherzig mißhandelte.

„Johann!“ rief sie mit bebender Stimme. „Laß mich nicht mitnehmen auf die Polizei. Das überleb’ ich nicht!“

Dann erstarb ihre Stimme und ihr Schluchzen verstummte auf dem Boden.

Mit roher Gewalt, mit Püffen und Fußtritten stießen die Polizisten sie durch die gaffenden Weiber.

Noch an der Schwelle wandte sie Johann das schmerzzuckende Gesicht zu.

Dieser aber wischte sich noch immer das Blut aus den Wunden und zeigte in den Augen und den fest zusammen gekniffenen Lippen den finsteren Groll

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/344&oldid=- (Version vom 1.8.2018)