Das Geschrei der beiden Mädchen durchschallte das ganze Haus bis auf den Hof. Dazu kam noch, daß Mary, als sie Käthe die Treppe hinaufeilen sah, sofort vermutete, die Sache werde nicht gut ablaufen. Daher liefen alle Weiber und Mädchen aus dem Hause dort zusammen.
Niemand aber wagte, sich dem Verschlag zu nähern, in dem sich ein Knäuel von drei einander mißhandelnden Menschen herumwälzte.
Endlich gelang es Johann, Käthe zu packen und mitten auf den Boden zu schleppen.
Nicht ohne Beschämung sah er den ganzen Schwarm neugieriger und vor Schreck zitternder Weiber am Eingang stehen und mit weit geöffneten Augen die mit Blut überströmte Käthe anstarren, die mit zerfetzten Kleidern dalag.
Rosa hatte in der Abwehr Käthes Faustschläge nach Kräften erwidert und in der Not sich auch der Nägel und Zähne bedient.
Auch Johanns Anzug war ganz zerfetzt und im Gesicht trug er Beulen und Blutspuren. Jetzt übermannte ihn die Wut und das unbezähmbare Verlangen, sie vollends tot zu schlagen.
Wie? Sie wagte, ihn zum Gespött der Leute zu machen? Dieser „Mehlsack“, von dem er nicht wieder loskommen konnte?
Und wie rasend warf er sich auf sie, packte sie am Halse und schlug sie mit den Fäusten auf den Kopf, mit dem Rufe: „Verdammtes Frauenzimmer! Dich soll ich heiraten? Da hast du dein Brautgeschenk!“
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/341&oldid=- (Version vom 1.8.2018)