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„Fräulein –“, unterbrach zuerst Mary das Schweigen, „Sie sind auch nicht gesund und waren doch so frisch und kräftig, als Sie hierher kamen.“

Erstaunt erhob Käthe das Haupt.

War dies wirklich Mary, die sie so freundlich anredete? Von der sie nur Schmähungen und boshafte Sticheleien zu hören gewohnt war?

Obgleich sie diese Veränderung kaum begreifen konnte, ging sie nicht näher darauf ein, sondern sah nur vor sich dies freundliche Gesicht, hörte nur diese sanfte Stimme und wandte sich hochbeglückt und alle erlittene Unbill vergessend an ihre frühere Feindin.

Auch sie war jetzt so unglücklich, daß jedes freundliche Wort sie rührte und mit Dankbarkeit erfüllte.

Mary bemerkte den Eindruck, den ihre Anrede auf Käthe gemacht und ließ daher diese Unterhaltung nicht fallen.

„Fräulein“, fuhr sie fort, sich ihr nähernd, „Sie sind hier doch sehr herunter gekommen, und zwar durch eigene Schuld. Das kommt davon, wenn man sich in so einen vernarrt. Das nimmt immer solch ein Ende!“

„O, nein“, entgegnete Käthe, um sich gegen diesen Vorwurf zu verteidigen. „Vernarrt hab’ ich mich in keinen; nur so matt wurde ich und weiß selbst nicht warum. Vielleicht hat mich jemand behext…“

„Jawohl“, flüsterte Mary mit ironischem Lächeln. „Derselbe Satan, der uns alle behext. Für mich ist

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/334&oldid=- (Version vom 1.8.2018)