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Nach ihrer langjährigen Praxis kam sie zu folgendem Schlusse: Wenn ein Weib den Liebhaber nicht rechtzeitig aufgibt, wird es nur zu bald im Stiche gelassen. Da Käthe dies versäumte, wurde sie sicher verraten.

In ihrer Verachtung der Männer sah Mary dies alles voraus und blickte nach Käthe mit einem gewissen Mitleiden. Trotz allen Grolles, den sie früher gegen den „Mehlsack“ hegte, bemerkte sie die Veränderung in Käthes Aussehen und erriet deren Veranlassung.

Dazu kam noch, daß sie zufällig Rosa in Johanns Armen überrascht hatte und mit seltsamer Veränderlichkeit empfand sie aufrichtige Teilnahme an der Verratenen.

Wiederholt schon wollte sie sie warnen und ihr andeuten, wo Johanns neue Liebste zu finden sei. Das jedem Weibe angeborene Zartgefühl aber ließ sie nicht zu Worte kommen.

Ein Vorfall jedoch regte sie dermaßen auf, daß sie sich entschloß, die Katastrophe herbeizuführen.

Seit einiger Zeit wurde Johann gegen sie immer aufbrausender. Als sie einst nur mühsam einen Eimer mit Wasser die Treppe hinauftrug, vergoß sie dabei soviel, daß die Stufen teilweise überschwemmt wurden.

Wütend fiel Johann über sie her und überhäufte die frühere Liebste mit Gott weiß was für Schmähworten.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/331&oldid=- (Version vom 1.8.2018)