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„Und was würdest du ihr antun?“ fragte sie die Freundin, die sie bisher für die verkörperte Fügsamkeit hielt und der sie solche Tatkraft gar nicht zutraute.

„Ich?“ schrie Käthe, die Fäuste erhebend. „Die Augen würd’ ich ihr auskratzen, die Zähne ausschlagen, den Schädel zerspalten – töten würd’ ich sie!“

Die letzten Worte sprach sie leiser und sank dann laut schluchzend auf den Rand des Strohsackes.

Jetzt verließ sie schon wieder all ihre Tatkraft, die nur künstlich durch die unaufhörliche Qual angefacht war.

Immer noch schluchzend beichtete sie Rosa haarklein den ganzen Verlauf ihrer Bekanntschaft mit Johann.

Neugierig hörte[WS 1] jene ihr zu und unterbrach sie plötzlich mit der ungläubigen Frage: „Hattest du vor ihm noch keinen Schatz?“

„Weißt du nicht“, rief Käthe entrüstet, „daß ich bis dahin ein unbescholtenes Mädchen war? Nur durch ihn ist alles so gekommen!“

Tief betroffen fühlte Rosa sich durch diese Worte. War sie doch selbst niemals unbescholten!

So lange sie denken konnte, trieb sie sich schon herum in allen möglichen Schlupfwinkeln mit allerlei Gesindel.

Käthe aber brauchte nicht so zu prahlen mit ihrer Unbescholtenheit und die Nase deshalb so hoch zu

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: höre
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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/325&oldid=- (Version vom 1.8.2018)