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Rosa war ganz nach Johanns Geschmack, weder wählerisch in Scherzen, noch spröde und ablehnend gegen kühne Anspielungen, die von seinen Lippen fielen.

Und, sonderbar, mit Käthe war er doch schon so lange bekannt; immer aber fühlte er sich ihr gegenüber so lächerlich eingeschüchtert, während Rosa ihn sogar ermutigte…

Als er scherzend sich an sie schmiegte und den Arm um sie schlang, entwand sie sich ihm nicht, sondern zuckte nur leicht die Achseln…

Augenscheinlich also kannte sie das Leben und wußte, was dazu gehört…

Inzwischen tummelte sich – unter ihnen – Käthe beim Kochen in ihrer Küche und öffnete nur ab und zu die Tür, um frische Luft hereinzulassen.

Fast erstickte sie im Dunste der Kochtöpfe und ihre Mattigkeit nahm immer zu. Immer empfindlicher wurde sie gegen alle Gerüche und die der Speisen bereiteten ihr eine wahre Pein. Was mit ihr geschehen, konnte sie gar nicht begreifen.

Oft stand sie da, wie von Sinnen und griff sich bald nach dem Herzen, welches bei jeder Erregung gewaltig klopfte, bald nach den Zähnen, die ihr wie verlängert erschienen und aus den schmerzenden Kiefern hervortraten.

Trotzdem arbeitete sie mit verdoppeltem Eifer und suchte in körperlicher Anstrengung Linderung in all den kleinen Leiden, die sie beständig quälten.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/320&oldid=- (Version vom 1.8.2018)