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vom Schnee durchnäßten Rock, bis sie diese plötzlich fallen ließ und so mit ausgestreckten Armen vor dem fremden Manne dastand, der sie auslachte und verhöhnte.

Dann war es Käthe zu Mute, als werde sie mit Ruten gepeitscht. Denn sie wußte selbst nicht mehr, ob sie oder jene andere sich so versündigte.

Und wie ein verwundetes Wild eilte sie dem Ausgange zu.

Ihr schien es, als rissen sogar die Wände ihr die Kleider vom Leibe und zwängen sie mit Gewalt, die Arme so auszustrecken, wie jene andere…


Johann hatte Wort gehalten und Rosa nicht nur ungeschoren gelassen, sondern ihr auch den Bodenverschlag eingeräumt und sogar einen alten, aber neugestopften Strohsack zur Verfügung gestellt.

Diesen Strohsack trug er selbst hinauf, weil, wie er meinte, Käthe doch nur auf der Treppe das Stroh zerstreue und so die Aufmerksamkeit auf sich lenke.

„Jetzt, Fräulein, können Sie sich ruhig ausschlafen“, sagte er zu Rosa, die zitternd vor Frost sich an die Wand lehnte, durch die der übrigens auf dem ganzen Boden einheimische kalte Wind wehte.

Als Rosa ihm ihren Dank aussprach, entwickelte sie dabei die ganze Unverschämtheit der früheren Kellnerin, sodaß Johann, der doch mit verschiedenen Weibern zu tun hatte, sich über die „geriebene

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/313&oldid=- (Version vom 1.8.2018)