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„Geh’ schnell!“ sagte sie, dem Herde sich nähernd. „Das Mittagessen will ich schon besorgen. Frage dich nur gut durch nach jenem Herrn. Ein junger Mann ist’s, der aus Stein Menschen nachbildet“, fügte sie hinzu und hob mit nervöser Hast den Deckel vom Kochtopfe. „Sie werden dir schon zeigen, wo er arbeitet. Du bist ja ein kluges Mädchen und findest ihn gewiß!“

Käthe eilte hinaus, nachdem sie sich ein wenig zurechtgemacht, den besseren Rock und die Flanelljacke angezogen hatte.

Auch ihr Tuch wollte sie vom Boden holen, kehrte aber an der Tür wieder um. Sie selbst würde schon warm vom Gehen. Rosa aber fröre weit mehr auf dem Boden und daher mochte lieber sie das Tuch behalten.

Auf der Straße blieb Käthe stehen, bis sie sich allmählich zurechtgefunden hatte. Dann eilte sie, vorwärts hastend, um die Winterkälte nicht gar so arg zu spüren.

Vor dem Polytechnikum lag ein kleiner Platz, so blendend weiß und flaumig vom Schnee, wie ein Kaninchenfell. Auch der Bronzeschmuck des schwarzen eisernen Gartenstaketes erschien wie in ein silbernes Spitzengewebe gehüllt.

Unwillkürlich blieb Käthe am Haupteingange stehen. Auch dort blinkte und blitzte alles vor Sauberkeit.

Wie konnte sie nur dort eintreten. Gewiß würde sie gar nicht eingelassen…

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/302&oldid=- (Version vom 1.8.2018)