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fürchtete sie sich vor fremden Ohren? Hatte sie etwas Böses begangen? Etwa auf Zureden eines solchen Schuftes wie Felix?!

Trotz ihrer eigenen Angst versicherte sie Rosa, sie seien hier völlig sicher. Der Herr war längst ausgegangen und von der Herrin hatten sie nichts zu befürchten. Diese lag im Bett wie erstarrt und seufzte nur ab und zu wie ein kleines Kind. Sie konnte sie also nicht hören.

Trotzdem immer noch ängstlich, schmiegte sich Käthe dicht an die Freundin, um sie besser zu verstehen.

Ihr könne Rosa sich unbedenklich anvertrauen, sie plaudere nichts aus, und was sie auch höre, bleibe verschwiegen wie beim Priester in der heiligen Beichte.

„Wir hatten kein Geld mehr“, fuhr Rosa fort und krümmte unwillkürlich ihre ganze Gestalt. „Felix aber drängte… Und ich ging zur dicken Milchwirtin und wollte ihr etwas aus der Ladenkasse entwenden… Die Dicke aber überraschte mich und ich lief davon und nur ein Fetzen von meinem Rocke blieb in ihren Händen… Jetzt können sie mich erwischen und einsperren. Das will ich nicht, – so etwas haftet einem zeitlebens an!“

Ganz erstaunt blickte sie, als sie ihre Beichte geendet, Käthe an, die düster schweigend zu Boden starrte.

Ein Verdammungsurteil hatte sie erwartet von der Freundin, die in ihren Augen immer noch den

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/296&oldid=- (Version vom 1.8.2018)