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„So lebten wir drauf los“, fuhr Rosa fort. „Wir speisten bei meiner früheren Herrin, damit sie sehe, wen sie in ihrem Dienst vor sich gehabt. Alles mit Butter, denn Felix war solch ein Feinschmecker, daß er Schmalz gar nicht in den Mund nahm. Nach dem Essen trank er seine Tasse Mokka und streckte die Beine von sich und stocherte in den Zähnen. Wenn ich ihn ansah, konnt’ ich mich nicht genug wundern, woher er dieses Protzen nahm. Öfters riefen wir auch eine Droschke herbei und fuhren spazieren. Dann legte er dem Kutscher die Beine fast auf den Kragen und blickte stolz und verächtlich auf die Fußgänger herab. Abends gingen wir zu Biere und saßen dort öfters bis an den hellen Morgen. Ach! Das war ein herrliches Leben!“

„Weshalb aber jagte er dich fort, wenn du ihm doch alles das geschenkt hast?!“ glaubte Käthe einwenden zu müssen.

„Weshalb?“ flüsterte Rosa. „Weil das Geld nicht mehr reichte, er aber immer noch den Herrn spielen und sich die Zähne mit Honig einschmieren wollte. Alle Tage beging er neue Tollheiten und beschwatzte mich solange, bis…“

Wieder brach sie plötzlich ab und sah sich um nach allen Seiten.

„Weißt du auch, ob uns, niemand belauscht?“ fragte sie ängstlich und die Unruhe verzerrte ihr bleiches Gesicht.

Unwillkürlich sah auch Käthe sich um. Was in aller Welt hatte Rosa zu verbergen? Weshalb

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/295&oldid=- (Version vom 1.8.2018)