einem Strolche macht’ ich ihn zum Herren und bekleidete ihn vom Kopf bis zu den Füßen. Und dieser Schuft, nicht genug, daß er tagelang auf der Bärenhaut lag und die Ritzen an der Decke zählte, richtete er mich jetzt dermaßen zu, daß ich mich vor der Welt nicht mehr sehen lassen kann und kaum wieder in Ordnung komme. Aus dem Milchgarten trieb er mich in das Kaffeehaus. Und da die Zeiten immer schlechter wurden, beschwatzte er mich, meine Papiere, weißt du, die von der Hypothekenbank, umzusetzen. Also verkaufte ich sie nach und nach und er tat so, als habe ich selber ein Bankgeschäft und er könne jetzt erst recht den großen Herrn spielen. Da, nimm’s und stopf dir das Maul, dacht’ ich. Und er nahm’s und kaufte sich einen Anzug nach dem andern. Für mich aber reichte es kaum noch zu dem seidenen Kleide, in dem du mich damals sahst. Aus dem Kaffeehause trat ich auch bald aus, denn er wünschte, daß ich mit ihm das Leben genieße. So begannen wir denn bald gründlich zu bummeln.“
Hier brach sie ab und starrte vor sich hin mit den trüben Augen. Offenbar war dies „Bummeln“ ihr eine überaus angenehme Erinnerung und erforderte einiges Nachdenken.
Käthe unterbrach dies Schweigen nicht, nachdem sie mit wahrer Andacht den Worten gelauscht und nur ab und zu verwundert den Kopf geschüttelt. Ihr Urteil über die ganze Angelegenheit behielt sie sich vor für später.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/294&oldid=- (Version vom 1.8.2018)