Schultern mit den sanften Worten zu werfen: „Das wird dich wärmen!“
Rosa aber bedurfte dessen jetzt nicht mehr und wünschte nur noch, sich auszusprechen.
Der heiße Tee hatte ihre Kehle aufgetaut und die Worte strömten nur so über ihre Lippen, als sie, um sich Linderung zu verschaffen, ihre Beichte begann: „Weißt du, jener Schuft hat mich fortgejagt!“
„Fortgejagt? Wer denn?“ fragte Käthe voll naiven Erstaunens, da sie nicht begreifen konnte, wer Rosa fortjagen sollte aus der eigenen Wohnung, wofür sie die Miete bezahlt und die ganze Einrichtung beschafft hatte.
„Wer denn sonst“, erwiderte Rosa mit ungeduldigem Achselzucken, „wer sonst, als dieser Landstreicher und Straßenräuber, der Felix? Fort jagte er mich und schlug mich braun und blau. Das Schlagen wäre noch das Wenigste, aber die Wohnung schloß er mir vor der Nase zu und läßt mich nicht mehr herein!“
Käthe fiel beinahe um vor Erstaunen. Also soweit ging die Frechheit dieses Menschen, daß er die Geliebte trotz Schnee und Eis auf die Straße hinausstieß!
Wie war dies zugegangen?
Danach brauchte sie jedoch nicht zu fragen, denn Rosa ließ sich um eine nähere Schilderung ihres ganzen Elends nicht erst lange bitten.
„Das ist ja ein Scheusal, aber kein Mensch!“ rief sie und rieb den Rücken am warmen Herde. „Aus
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/293&oldid=- (Version vom 1.8.2018)