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Julias Mutter war wirklich in jener Nacht gestorben und – hatte kein Vermögen hinterlassen.

Dies brachte Budowski fast zur Verzweiflung, und immer mehr quälte er seine Gattin, die, durch den Tod der Mutter nur vorübergehend aus ihrem Halbschlummer gerissen, jetzt ihre Trauer mit der rücksichtlosen Gleichgültigkeit einer blutarmen Blondine trug.

Getäuscht in seinen Hoffnungen, verwandte Budowski jetzt noch größere Aufmerksamkeit auf die häuslichen Ausgaben und seine Knauserei überschritt alle Grenzen. Daher konnte Käthe auch nicht mehr ihre kleinen Diebstähle fortsetzen, da er meist auf dem Wege zum Bureau alle täglichen Einkäufe selbst besorgte und sich von Käthe nur mit dem Korbe begleiten und das Gekaufte heimtragen ließ.

Julia aber lag, nachdem sie all ihrer billigen Parfüms beraubt war, tagelang seufzend im Bette, fast immer mit geschlossenen Augen, wie ein halb lebloses Wesen. Den Geliebten hatte sie seit Wochen nicht wiedergesehen, da ihr nach dem Tode der Mutter jeder Vorwand fehlte, abends auszugehen. Und ohne Räucherkerzchen und Geliebten vegetierte sie vollends nur noch dahin…

Käthe hingegen empfand nach ihrem Falle ein seltsames Gefühl von Angst und Scham. Und dieses Gefühl nahm von Tag zu Tag zu seit jener Stunde, in der Johann sie an sich riß, ohne mit ihr vor den Altar zu treten, indem er ihr nur zuflüsterte: „Ich will dich ja heiraten!“

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/274&oldid=- (Version vom 1.8.2018)