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Als er sich näherte und die Hand danach ausstreckte, stieß er auf das nasse Tuch, welches Käthes Schultern bedeckte. Und als er daran zog, stieß er auf Widerstand.

Käthe war auf die Knie gesunken, wie gelähmt von physischer und moralischer Qual.

Als Johann sich über sie herabneigte, fühlte sie den heißen Atem, besaß aber nicht mehr die Kraft, sich ihm zu entwinden.

Ihm aber war es, als banne ihn etwas hier fest und gebiete ihm, sich der noch vor kurzem von ihm Gemißhandelten zu nähern: Die Sinne gewannen plötzlich die Oberhand über die Eifersucht und den Haß gegen die Ungetreue.

Obgleich er sie wegen ihres nächtlichen Herumtreibens mit anderen Männern haßte, hielt er sie krampfhaft fest, um sie nicht wieder aus seinen Armen zu lassen.

Jetzt wußte und erkannte sie, daß die Stunde ihres – Falles da war…

Und gleichwohl fehlte ihr schon die Kraft, sich zu wehren…

Als er sie aber plötzlich in seine Arme schloß, wand sie sich noch einmal hin und her, wie ein tödlich verwundetes Wild, während er, um sie zu beruhigen, ihr nur die Worte, die wie Schlangenzischen im dunklen Raume klangen, zuflüsterte: „Sei doch nicht so dumm; ich will dich ja – heiraten!“

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/273&oldid=- (Version vom 1.8.2018)