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Nach der Berliner Straße würde sie sich schon durchfragen und einmal in der Straße, sicher auch leicht die Wohnung der alten Frau auffinden.

Zitternd und bebend klopfte sie an die Fensterscheibe, durch die etwas Licht in des Hausmanns Stübchen drang.

Ein Weilchen blieb dort alles still.

Daher klopfte sie aufs neue…

Jetzt erst erwachte Johann mit lautem Stöhnen und Brummen.

Nachdem er eine Art von Drillichmantel übergeworfen, nahm er den Hausschlüssel vom Nagel an der Tür und trat zähneklappernd, nur halb bekleidet und noch warm von Schlafe, hinaus in die naßkalte Luft, ohne zuvor ein Licht anzuzünden.

Da die Haustür noch ganz im Dunkeln lag, schmiegte sich Käthe an die Wand, um von Johann nicht erkannt zu werden und auf diese Weise von neuen Faustschlägen und Schmähungen verschont zu bleiben.

In dieser Berechnung aber täuschte sie sich. Schon beim Öffnen der Haustür erkannte Johann sie am Wuchse und aufs neue entbrannte in ihm die ganze Wut.

Wo will sie schon wieder hin so mitten in der Nacht? Gewiß zu dem „Zylinder“, mit dem sie abends auf der Straße plauderte. Hat sie noch nicht genug an diesem Stelldichein? Will sie auch nachts sich hinausschleichen zum Liebsten? Und er selbst soll ihr die Haustür öffnen, um ihr dies zu ermöglichen?

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/269&oldid=- (Version vom 1.8.2018)