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Einige Mal kam er auch in die Küche, um Käthe zur Arbeit anzutreiben, obgleich sie, schweißtriefend und durchnäßt, einem schlecht genährten, aber trotzdem zu nächtlicher Arbeit angespannten Haustiere glich.

Plötzlich erreichte Budowskis Ungeduld ihren Höhepunkt. Nein! Denkt denn diese Julia heut gar nicht an die Heimkehr? Will sie etwa dort übernachten?

Und mit fester Stimme befahl er Käthe, sofort nach der Berliner Straße zu gehen und nicht ohne Julia zurückzukehren.

Käthe trat der Angstschweiß auf die Stirn. Mein Gott! Was sollte sie jetzt anfangen, da sie nicht einmal wußte, wo die Mutter der Herrin wohnte?

Der Herr befahl’s und wird davon nicht abstehen. Und die Magd muß gehorchen…

Daher hüllte sie sich in das noch vom Regen feuchte Tuch und eilte hinaus.

Auf der Treppe war es schon stockdunkel. Der ganze Raum glich einem großen, schmutzigen, übelriechenden Brunnenkessel. Mutig aber wagte sie sich hinab in das finstere Labyrinth.

Da die Haustür schon verschlossen war, mußte sie Johann wecken.

Ach! Bei dem Gedanken schon überlief sie ein Schauer. Wie konnte sie so etwas wagen, nach dem, was zwischen ihnen vorgefallen war!

Aber auch zu dieser Demütigung mußte sie sich entschließen. Der Herr befahl’s und sie mußte gehen.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/268&oldid=- (Version vom 1.8.2018)