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Käthe aber eilte an ihm vorüber, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Schon war es dunkle Nacht und nur die Droschkenlaternen warfen noch fahle Lichtstreifen auf die unheimlichen Flammen in Johanns Augen und sein wutverzerrtes Gesicht.

Als Käthe dise bemerkte, fürchtete sie sich vor einem Auftritt und wünschte sehnlichst, diesem Sturme vorzubeugen. Unmöglich aber konnte sie doch Johann sagen, sie habe mit dem Geliebten ihrer Herrin verhandelt. Wußte sie doch, das wäre kein Spaß, wenn er dies weiter erzählte. Also lief sie schnell weiter nach der Richtung ihrer Wohnung.

Auf Schritt und Tritt aber folgte ihr Johann mit geballten Fäusten und fast blaurotem Gesicht.

Als sie die Haustür erreichten, blieb Käthe plötzlich stehen…

Obgleich vom Regen ihr Tuch schon triefte – die einzige Hülle selbst bei größter Kälte – beachtete sie dies gar nicht, sondern flüsterte nur, zitternd und verlegen, um sich einigermaßen zu rechtfertigen: „Ach, Herr Johann“, brach aber sofort wieder ab, da er sie plötzlich am Arm packte und ohne Rücksicht auf die Vorübergehenden wütend rief:

„Ha, du Jesuitin! Du Otterngezücht! Du Pharisäerin! Also nachts treibst du dich herum mit ‚Zylindern‘ und mich hältst du zum Narren! Dich will ich lehren, den Leuten Sand in die Augen streuen!“

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/265&oldid=- (Version vom 1.8.2018)