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Pfeifchen. Ohne sie zu begrüßen, verfolgte er nur aufmerksam ihre Schritte und eilte ihr nach, sobald sie sich etwas entfernt hatte. Unheimlich funkelten seine Augen und durch die zusammengepreßten Zähne zischte er nur die Worte: „Verdammtes Frauenzimmer!“

Schnell hatte Käthe die Strecke Weges zurückgelegt, die sie von der Stelle trennte, wo der Geliebte ihre Herrin zu erwarten pflegte. Schon sah sie ihn dort stehen, wie gewöhnlich mit der brennenden Zigarre.

Hastig näherte sie sich ihm, um ihm mitzuteilen, weshalb Frau Julia heute nicht kommen könne. Diesmal fügte sie jedoch nicht hinzu: „Die Herrin läßt sich entschuldigen.“ Diese Höflichkeit hielt sie nach näherer Überlegung für vollständig überflüssig.

Er jedoch blickte sie mit demselben Wohlgefallen an und wiederholte sein Ansinnen mit der ganzen Unverschämtheit eines auf diesem Gebiete längst bewanderten Studenten.

Schweigend wandte Käthe sich ab, um ungesäumt heimzukehren, als sie plötzlich – Johann mitten auf der Straße stehen sah.

Ohne die Worte des Studenten zu verstehen, hatte er dort alles mit angesehen. Aha! Jetzt wußte er, weshalb sie ihn verschmähe, den armen Portier! Ein „Zylinder“ wartet auf sie… zu dem läuft sie abends – o, diese „Jesuitin!“ und mit ihm spielt sie nur Komödie. Jetzt wußte er, woran er war mit dieser Heuchlerin!

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/264&oldid=- (Version vom 1.8.2018)