Seite:Zapolska Käthe.djvu/263

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Auf Julia machte diese Nachricht einen gewaltigen Eindruck und weckte sie auf einen Augenblick aus dem Halbschlummer, in dem sie sich sonst befand. Ohne ein Wort zu erwidern auf des Gatten beißende Bemerkung, daß die Mutter doch gar zu oft im Sterben liege, eilte sie, halb angekleidet und mit offenem Haar, hinaus.

Käthe folgte ihr, um ihr behilflich zu sein, Julia aber hielt sie mit der Hand zurück und flüsterte ihr nur noch auf der Treppe zu: „Gieb ihm Nachricht! Du weißt schon, wem!“

Dann verschwand sie im Dunkel und hinterließ nur den Duft von Patschuli und Räucherkerzen.

Jetzt flog sie förmlich an das Sterbebett der Mutter, deren Krankheit ihr so oft als Vorwand diente zu ihrem frevelhaften Beginnen.

Vielleicht war endlich auch in dieser treulosen Gattin und schlechten Tochter das Gewissen erwacht.

Käthe machte sich gleichwohl darüber weiter keine Gedanken und wußte nur, daß die Herrin sie beauftragte, wieder mit deren Geliebten zu verhandeln, den sie aus tiefster Seele haßte. Dennoch mußte sie gehen, um den Befehl auszuführen, sonst setzte sie sich dem Zorn der Herrin aus.


Als die bestimmte Stunde schlug, warf Käthe sich ein Tuch über den Kopf und eilte auf die Straße.

Vor der Haustür stand Johann und rauchte sein

Empfohlene Zitierweise:
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)