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krampfhaft die Mütze zusammen und im Menschen erwachte das wilde Tier:

„Natürlich werd’ ich gehen, Herr!“ brüllte er los. „Landstreicher aber laß ich mich noch lange nicht nennen. Und, so wahr ich Johann Viebig heiße, werde ich jeden verklagen, der meine Ehre angreift. Und dann wollen wir sehen, wer Recht bekommt!“

Dann riß er die Tür auf und schritt hinaus, mit den Absätzen den Boden stampfend.

Auf dem Hausflur drehte er sich noch einmal um und rief mit sanfterer Stimme: „Auf Wiedersehen, Fräulein Käthe!“

Sie aber erwiderte ihm nichts, so betroffen war sie von dem ganzen Vorgange.

Mein Gott, was war denn dabei so unschicklich, daß sie Johann in der Küche aufnahm? Litt doch darunter keineswegs die Arbeit. Im Gegenteil, weit rascher ging sie ihr von statten, wenn er so bei ihr saß und so hübsch mit ihr plauderte. Übrigens ist es doch weit anständiger, so ruhig zu Hause zu sitzen, anstatt sich in den Schenken herumzutreiben. Der Herr aber wollte dies nicht einsehen!

Als er die Küche verließ, verbot er ihr strengstens, Johann jemals wieder dort aufzunehmen. Träfe er noch einmal ihn oder irgend eine andere Mannsperson in der Küche, so werde sie sofort entlassen und erhalte noch dazu ein schlechtes Zeugnis.

Gewiß hätte der Herr dazu das Recht, wenn sie irgend einen Soldaten aufnähme. – Das gehört sich nicht für ein anständiges Haus. – Solch ein friedlicher

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/257&oldid=- (Version vom 1.8.2018)