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Den kenn’ ich nur zu gut! Bruder! Ihr alle habt jedes Jahr wenigstens hundert solche Brüder!“

Ach! Das war doch zu viel! Zu tief verletzte der Herr Käthes Ehre und noch dazu in Gegenwart Johanns! Hundert Brüder! Als ob sie jemals schon einen anderen hier aufgenommen hätte! Wahrhaftig, der Herr war doch zu ungerecht!

Inzwischen trat Budowski einige Schritte vor bis zum Tische und betrachtete die dort stehenden Teller und Flaschen.

„Ei! Ihr habt euch nett versorgt, das muß man sagen. Das ist ja eine fürstliche Aufnahme!“ zischte er und leckte an den Lippen vor Begierde, das saftige Fleisch zu kosten, dessen Reste noch auf dem Teller lagen. Sein durch die lange Diät ausgehungerter Magen mahnte ihn an seine Rechte und lüstern hing sein Blick an den halbgeleerten Flaschen und Gläsern.

Inzwischen griff Johann nach seiner Mütze und wollte sich entfernen, im Gefühl, die Wut könne ihn übermannen, sodaß er etwas sage oder tue, was er später bereuen müsse.

Budowski aber berücksichtigte keineswegs seine Eile, sondern rief mit vor Zorn halb erstickter Stimme: „Hinaus mit dir, du Landstreicher. Daß mir dein Fuß nie wieder diese Schwelle überschreite!“

Johann blieb an der Tür stehen. Dunkle Röte übergoß ihm Gesicht und Hals. Die Hände preßten

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/256&oldid=- (Version vom 1.8.2018)