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Wenn die anderen Mägde sich vor der Haustür oder auf der Treppe versammelten, um über Käthes Verhältnis zu klatschen, ging sie ruhig an ihnen vorüber, ohne auch nur ein Wort zu verlieren über ihr eigenes Schicksal. Dabei sah sie aber so düster aus, als brüte sie über irgend einem Plan, den sie nächstens auszuführen beabsichtige.

Inzwischen verlebte Käthe stillvergnügt einen Tag nach dem anderen, trotz schwerer Arbeit und schlechter Kost, und erwartete mit fieberhafter Ungeduld Johanns Besuche.

Gegen acht Uhr färbte Purpurglut ihre Wangen. Mit zitternden Händen zündete sie das Feuer an, um die eingekauften Vorräte zuzubereiten, namentlich die Bratwürste, die Johann über alles liebte.

Wie glücklich fühlte sie sich, wenn er alles so mit Behagen aß und dazu einige Gläser starken Tees mit Arak trank. Ihren ganzen Lohn verwandte sie auf diese Bewirtung und dazu noch die „Marktgroschen“, die sie jetzt schon in sehr ungleicher Weise mit der Herrin teilte. Nur auf diesem Wege vermochte Käthe ihm ihre Liebe auch äußerlich zu betätigen.

Mit glühenden Wangen und leerem Magen erforschte sie den Eindruck, den der vom Mittagessen übriggebliebene Weißkohl und die frischgebratene Wurst auf ihn mache.

Wollte oder konnte er aber nicht essen, so schlief sie die halbe Nacht nicht vor Kummer: Gewiß war

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/251&oldid=- (Version vom 1.8.2018)