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Fast tollkühn erschien ihr damals der Wunsch, dieser Mann möge – Johanns Gestalt und Züge haben. Und heute saß dieser in eigener Person vor dem mit dem Abwaschgeschirre besetzten Tische und warf sie mit Brotkügelchen.

Glückstrahlend, wenn auch feuerrot und schweißtriefend, tummelte sie sich herum in der kleinen Küche, wo sie eben eine Wanne scheuerte, scheinbar nur mit ihrer Arbeit beschäftigt, dabei aber immer nach ihm hinschielend.

In der Küche hatte sie keinen Angriff zu fürchten von seiner Seite. Die Nähe der Herrschaft schützte sie davor. Johann versuchte nicht einmal, sie in den Arm zu kneifen, sondern warf nur ab und zu ein Brotkügelchen auf sie oder besprengte sie mit Wasser.

Sie aber verstand sich auf solche Scherze und wußte, was sie zu bedeuten hatten. Nur vor dunklen Winkeln fürchtete sie sich, in denen sie alle Kraft verlor.

Hier bei Licht und dicht neben der Herrschaft fühlte sie sich stark und sicher. Daher lächelte sie häufiger und wurde fast kokett, wenn Johann ihre roten nassen Hände ergriff und sagte, er liebe solche Patschchen, denn sie zeugten von Gesundheit und Arbeitsamkeit. Seitdem schob sie immer die Ärmel ihrer Jacke so hoch wie möglich hinauf, um desto besser ihre roten Hände zu zeigen. Dies war zwar nur eine harmlose Küchenkoketterie, immerhin aber doch eine vollendete Gefallsucht.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/249&oldid=- (Version vom 1.8.2018)