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Anfangs pflegte ihn Julia mit gewohnter Gleichgültigkeit. Nur zu bald aber langweilte sie diese Rolle, die beständige Bewegung erforderte.

Daher überließ sie Käthe die ganze Last, den wunderlichen Alten zu pflegen, ihm die Arznei einzugeben, nachts bei ihm zu wachen und ihm alle übrigen beim Krankenbette unvermeidlichen Dienste zu leisten.

Unter dem Vorwande, den Apothekengeruch etwas zu dämpfen, verbrannte Julia tagelang ihre Räucherkerzchen, die sie jetzt zugleich mit den Arzneien aus der Apotheke holte.

Nichts vermochte dagegen der Einspruch ihres Gatten, der mit heiserer Stimme rief, all seine saure Arbeit gehe dabei in Rauch auf.

Julia entschuldigte sich nicht einmal, sondern hüllte ihre schwankende Gestalt mit Wonne in die blauen Rauchwölkchen, die alle Räume erfüllten.

Alles übrige kümmerte sie sehr wenig.

Käthe hatte also jetzt sehr viel zu tun. Außer ihren gewöhnlichen Geschäften mußte sie alle Augenblicke im Schlafzimmer nachfragen, ob der Kranke nicht irgend etwas bedürfe.

Budowski war bekanntlich niemals sehr liebenswürdig. Die Gallensteine aber machten ihn vollends bissig und rücksichtslos gegen andere.

Daher hatte Käthe unaufhörlich Scheltworte und die bittersten Vorwürfe zu erdulden, obgleich sie redlich bemüht war, jeden Wunsch des wunderlichen Alten zu erfüllen.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/246&oldid=- (Version vom 1.8.2018)