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Plötzlich stutzte sie:

Da die Droschke noch hielt, bis der in seinen Hoffnungen doppelt Getäuschte den Kutscher bezahlte, erkannte Käthe beim Laternenschein – Mary, die mit dem Kruge nach Wasser ging. Wer weiß, vielleicht war dieser Krug nur ein Vorwand, um Käthe zu beobachten.

Solches traute diese aber ihr doch nicht zu und ging an ihr vorüber, noch ganz verwirrt über den Überfall, den sie erlebte und über die ihr gemachte Zumutung. Nein! Das konnte sie der Herrin nimmermehr sagen. Die Ärmste hatte ohnehin genug auszustehen.

Mein Gott! War Johann doch für sie noch gar nichts und hatte sie doch durchaus noch an ihn kein Anrecht. Und trotzdem würde sie sich abhärmen, wenn sie erführe, daß er mit einer anderen sich einließ.

Schon bei diesem Gedanken schwindelte ihr der Kopf und beinahe wäre sie unter die Räder einer vorüberrollenden Droschke geraten.

Entschieden liebte sie ihn und dies bereitete ihr neue Qual. Wozu ließ sie sich darauf ein! Jetzt konnte sie ihn nicht mehr aus dem Herzen reißen. Wie ein Blutegel sog er sich dort fest. Nur an ihn denkend, schritt sie weiter, fast ohne Besinnung.

Ein armes Mädchen, wie sie, durfte nicht lieben. Das führt immer nur zu Tränen, oder zur – Sünde.

Schon jetzt rannen ihr die Tränen über die Wangen, und mitten auf der Straße blieb sie stehen,

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/244&oldid=- (Version vom 1.8.2018)