sah sie die beiden Laternen im gelblichen Lichte blinken.
Als sie sich der Droschke näherte, lehnte dort am Schlage schon der junge Mann und rauchte wie gewöhnlich seine Zigarre, warf dieselbe aber fort, als er Käthe kommen sah.
Ganz erstaunt war er, daß Julia nicht mit kam.
Verlegen und fast außer Atem vom schnellen Laufe, stand Käthe vor ihm.
„Der Herr ist erkrankt“, sagte sie dann hastig, ohne den Blick zu ihm zu erheben. „Und die gnädige Frau muß ihm Umschläge machen, kann also heute nicht kommen und läßt sich entschuldigen.“
Letzteres fügte sie schon aus eigenem Kopfe hinzu, weil ihr dies weit feiner erschien. Die Herrin hatte zwar dies nicht gesagt, sie aber wußte schon allein, was sich schickt.
Nachdem sie ihren Auftrag in dieser Weise erledigt, wollte sie sich sofort entfernen.
Der Herr aber hielt sie an der Hand zurück.
„Was macht die Herrin?“ fragte er, um eine Unterhaltung anzuknüpfen.
„Leinsamenumschläge, gnädiger Herr“, erwiderte sie gern, in der Meinung, er habe nicht verstanden, was sie zu ihm sagte. „Und deshalb läßt sie sich entschuldigen.“
„Weshalb entschuldigen?“ fragte er weiter und näherte sich der immer mehr Verlegenen.
„Weil sie nicht kommen kann“, entgegnete sie, sich möglichst von ihm entfernend.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/240&oldid=- (Version vom 1.8.2018)