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und preßte sie an seine Brust. Halb ohnmächtig ließ sie sich von ihm auf den Mund küssen, einmal und immer wieder…

Plötzlich vernahm sie ein gedämpftes Kichern unter dem niedrigem Dache des Bodens. Betroffen blickte sie nach der Richtung hin, woher dasselbe kam. Im hellen Lichte der offenen Bodentür stand dort Mary und hielt unter dem Arme ein Hündchen, welches keuchend vor Hitze die Zunge herausstreckte. Wie gewöhnlich mußte Mary erscheinen und zusehen, wie sie sich küßten. Dies war kaum noch zu ertragen!…

Hastig sprang Käthe auf, nahm ihren Korb und wollte den Boden verlassen.

Dies war aber nicht so leicht.

Denn Mary stand immer noch in der Tür und vertrat ihr den Weg. Dabei kicherte sie mit schlecht verhehlter Bosheit.

Zwar beanspruchte sie nicht, daß Johann keine andere Geliebte habe, nachdem sie sich in aller Güte getrennt, aber Käthe nach ihr zu nehmen, erschien ihr geradezu empörend.

Johann aber war ganz außer sich und offenbar geneigt, Mary jetzt nicht zu schonen.

Alles ging so vortrefflich und zum erstenmal wies Käthe ihn nicht zurück. Wäre diese unausstehliche Mary nicht dazu gekommen, wer weiß, was geschehen konnte. Daher erhob auch er sich von der Kiste und zischte durch die Zähne seine Lieblingsworte: „Verdammtes Frauenzimmer.“

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/234&oldid=- (Version vom 1.8.2018)