Wußte er doch, weshalb sie sich weigerte. Hatte sie es ihm doch selbst gesagt an jenem Abende vor der Haustür: Nur eine Frau wollte sie werden und nur die Haube konnte den Kopf beugen, den sie jetzt so hoch trug!
Er aber wollte eben nicht heiraten und hielt dies für Torheit. Die Studenten, denen er die Stiefel wichste, sagten sehr mit Recht, ein kluger Mann dürfe sich nicht an ein Weib schmieden lassen. Jetzt wußte er, wie er sich zu verhalten habe. Ein Weib wird nur zu schnell alt und häßlich. Und dann wird man es nicht so leicht wieder los. Mit der „Geliebten“ ist das ganz anders. Sobald sie lästig wird, erhält sie den Laufpaß. Sobald sie Streiche macht, wozu wären dann Faust und Besenstiel da? Mit der Geliebten findet sich immer noch Rat.
Dies also ließ er sich durch den Kopf gehen und stand davon ab, sich um Käthe zu bemühen.
Unter dem Vorwande, er sei zu beschäftigt, hielt er sie nicht mehr an, wenn sie ihm auf dem Hofe begegnete.
Trotzdem vermochte er nicht der Versuchung zu widerstehen, ihrer üppigen Gestalt nachzusehen, wenn sie in den frischgestärkten Röcken an ihm vorüberrauschte. Mit Wonne ruhte sein Blick auf den reinen Linien ihres Nackens und dem prächtigen dunklen Haar des enggeflochtenen Zopfes. Und dann nützten ihm die festesten Vorsätze nichts. Dann warf er Besen und Gießkanne fort und eilte ihr nach, um sie im dunkelsten Winkel des Haus-
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/228&oldid=- (Version vom 1.8.2018)