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Die ganze Dienerschaft im Hause hörte allmählich auf, ihr zuzusetzen, da sie in Johanns Bosheit nicht mehr ihre Stütze fand.

Jetzt flüsterten sie sich nur verstohlen ihre Bemerkungen zu und beobachteten eifrig das „Verhältnis“ zwischen ihr und Johann.

Nur Mary blieb der offene Todfeind des „Mehlsackes“ und bemühte sich, wenigstens dadurch ihrer „Nachfolgerin“ ihre Verachtung zu beweisen. All ihre boshaften Reden, mit denen sie nicht kargte, ließ Käthe, ohne ein Wort zu erwidern, über sich ergehen, indem sie schnell an ihr vorübereilte und so tat, als höre sie nichts.

Dieser Zustand konnte jedoch nicht lange dauern. Johanns Stellung zwischen den beiden Weibern erforderte irgend einen Eingriff.

Und dieser erfolgte nur zu bald.

Johann beschäftigte sich nicht nur zum Spaß mit Käthe, deren Widerstand ihn reizte und seine rohe Natur entflammte. Im Vergleiche zu all den leichtfertigen Weibern, mit denen er bisher zu tun hatte, war ihm Käthe eine ungewöhnliche Erscheinung. All seine bisherigen Ränke und Schliche hatten das Ziel verfehlt. Immer wieder sagte sie „Nein!“, obgleich sie dabei zitterte, wie im Fieber.

Da er nur zu gut wußte, worum es sich bei ihr handle, rechnete er auf diese Empfindlichkeit, überzeugte sich aber nur zu bald, daß er sich darin getäuscht habe und daß sich Käthe niemals entschließen würde, seine – Geliebte zu werden.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/227&oldid=- (Version vom 1.8.2018)