und dabei sogar lachen und scherzen. Aber, wo die Grenze ist, wußte sie ganz genau. Und Johann war ein braver Mann, der sie gewiß in Ruhe läßt, wenigstens für heute…
Dennoch gab er die Hoffnung nicht auf. Schon standen sie vor ihrer Haustür und noch immer wies sie ihn ab, obgleich sie nur zu gern noch in seiner Gesellschaft geblieben wäre. Und fast mit Gewalt entwand sie sich seinen Armen, mit denen er sie an sich preßte.
Dabei hatte sie doppelt zu kämpfen: mit ihm und mit sich selber, mit jener Ohnmacht, die sie jetzt fast immer befiel bei seiner Annäherung.
Noch auf dem Hofe hatte sie große Lust, wieder umzukehren, um ihm noch einmal zu danken für den so angenehm verlebten Nachmittag. Eine unbestimmte Angst aber trieb sie nach oben, wie ein verfolgtes Wild, welches hinter sich den sicheren Tod fühlt. Jedes Weib erfüllt solche Angst vor dem – Falle.
Erst auf der Treppe wurde sie wieder völlig nüchtern. Ihr einziges Bestreben war jetzt, in die Küche zu gelangen und die Tür hinter sich zu verschließen.
Als sie abends vor dem Bette kniete, empfand sie eine gewisse Unruhe.
Allerdings hatte sie sich köstlich vergnügt, gut gegessen und getrunken und allerlei Wunder gesehen, und Johann war gegen sie sehr aufmerksam. Trotzdem aber fühlte sie ein seltsames Unbehagen im Herzen. Dabei hatte der Schnaps sie vollends
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)