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Riesengestalt fast taumelte, als sie bei Mary vorüberkamen. Letztere bemerkte sie endlich und beide maßen sich mit bedeutsamen Blicken.

Käthe empfand, trotz ihrer Sanftmut, unter dem Einflusse der berauschenden Getränke einen gewissen Haß und dumpfen Groll gegen Johanns frühere Geliebte. Auch Mary verhehlte ihren Ärger nicht beim Anblicke dieses „Mehlsackes“, der sich so öffentlich an der Seite ihres ehemaligen Verehrers zeigte.

Nur zu leicht wäre es zwischen den beiden Weibern zu einem Auftritt gekommen ohne das Dazwischentreten Johanns, der einen Wutausbruch mit üblen Folgen befürchtete…

Bald darauf befand sich Käthe auf der Straße, wo die frische Luft sie wieder in das Gleichgewicht versetzte.

Johann aber umschlang sie halb, als er sie führte, und flüsterte ihr allerlei zweideutige Worte in das Ohr.

Jetzt jedoch ließ sie sich nicht so leicht verleiten.

Dort im Garten am Tische war es etwas anderes. Die Musik, das erhitzende Getränk und die Sonnenglut, dies alles verwirrte sie fast bis zur Bewußtlosigkeit.

Jetzt auf der Straße wurde ihr wenigstens teilweise ihre Lage wieder klar.

O nein! Daraus wird nichts! Sie war doch kein Mädchen, welches sich um ein Glas Bier so weit vergißt. Ein Butterbrot konnte sie auch mit ihm essen

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)