Dann ließ er noch Semmeln mit Käse bringen und stellte alles vor sie hin mit der Bitte, selbst davon zu essen und die Gesellschaft zu bewirten. Sie selbst nahm sich nur eine Semmel; denn obgleich sie den Käsegeruch liebte, fürchtete sie, sonst „unfein“ zu erscheinen.
Der Schlosser aber ermangelte nicht, vier Schnäpschen zu bestellen und bald standen sie auf dem Tische. Da die Gläschen winzig klein waren, leerte auch Käthe eines mit Behagen. Die übrigen wunderten sich nur, daß man die Gläschen nicht lieber als Fingerhüte benutzte.
Johann wollte es noch einmal versuchen, weil er nicht einmal gefühlt habe, daß der Schnaps durch die Kehle ging, die Zunge sei nicht einmal angefeuchtet von den „paar Tropfen“, sondern vollkommen trocken.
Daher bestellte er noch „vier Persiko“.
Jetzt rückte die Gesellschaft näher aneinander, wie gute Freunde. Wenn es an das „Traktieren“ geht, ist es so am besten. Auch Johann näherte sich noch mehr Käthe, die sich an ihn schmiegte wie im Halbschlummer.
Sie hatte eben keinen „guten Kopf“ und sobald sie auch nur ein Schnäpschen getrunken, schon „gläserne“ Augen. Der „Persiko“ schmeckte weit besser, zwar etwas süßlich, aber höchst angenehm.
Die Schlossersfrau erzählte, sie leide öfters an den „Nerven“, und dabei verzog sie kläglich das Gesicht, um eine Vorstellung von ihren Anfällen zu
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/218&oldid=- (Version vom 1.8.2018)