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Dann gingen sie zusammen die Treppe herab, dicht vorbei an der Küche der Frau Gräfin. Die Köchin saß, wie immer nachmittags, am Fenster und las im Gesangbuche. Das Stubenmädchen flocht sich den falschen Zopf, der am Henkel des Samowar hing.

Als sie Käthe mit Johann erblickten, sprangen sie beide auf, warfen Buch und Zopf beiseite und eilten auf die Treppe, um ihnen neugierig nachzusehen.

Käthe errötete vor Freude, als sie an ihnen vorüber schritt. Ihre frischgestärkten Röcke raschelten wie Papierschnitzel und die neubesohlten Schuhe knarrten bei jedem Schritte.

Käthe bedauerte fast, daß Mary schon früher ausging und ihren „Staat“ nicht mit ansah. Wie würde jene sich gewundert haben, daß Johann heut’ mit ihr, dem „Mehlsack“, ausging.


Als Käthe endlich die Menagerie verlassen, blieb sie noch ein Weilchen mitten auf der Straße stehen, um sich an das Tageslicht zu gewöhnen.

Johann rauchte seine lange „Virginia“, deren Strohhalm er sich hinter das Ohr steckte.

Langsam schlenderten sie durch die hellen Straßen, vorüber an den langen Reihen weiß getünchter Häuser.

Lächelnd und rotwangig trippelte Käthe neben

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/209&oldid=- (Version vom 1.8.2018)