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Der Mann im grünen Wams trat, nachdem er sich von der Umarmung des Bären befreit, vor den Vorhang und fragte mit lauter Stimme: „Ein Menschenfresser! Wer will ihn sehen?“

Wieder herrschte große Aufregung unter den Zuschauern. Ein Teil derselben konnte nicht begreifen, was dies heißen solle. Gewiß war dies irgend ein unbekanntes Tier, und zwar ein ganz besonderes, weil man es so abgesondert hielt.

Und hunderte von Augenpaaren bemühten sich voller Neugier, durch den Vorhang hindurchzublicken, der solch ein Naturwunder verbarg.

Wieder aber erhob Johann seine Stimme: „Ich weiß, was für ein Satan hinter diesem Vorhange sitzt: Schon öfters sah ich ihn. Er ist ein Mensch wie wir, nur so schwarz wie ein Schlotfeger und dabei ißt er – Menschenfleisch.“

Niemand wollte ihm dies glauben. Das ist doch rein unmöglich. Die Polizei würde so etwas gar nicht erlauben.

Johann schlug jedoch ärgerlich mit der Faust sich auf die Brust, um die Wahrheit seiner Worte zu verbürgen.

Jetzt regte sich in der Menge der Wunsch, dies Ungeheuer näher anzusehen. Da aber dafür besonders bezahlt werden mußte, entfernte sich so mancher entrüstet über diese doppelte Ausgabe und über den Menageriebesitzer, der sich den Eintritt bezahlen ließ und trotzdem nicht alles zeigte, was vorhanden war.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/204&oldid=- (Version vom 1.8.2018)