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Tuch umlegte und vorne zusteckte. Dies würde sogar sehr hübsch aussehen!…

Morgen sollte sie mit Johann ausgehen. O, wie werden sie die anderen Mädchen beneiden. Sie selbst aber würde darüber nicht einmal schadenfroh sein…

Drei Stunden würde sie mit ihm zusammen sein, allerlei Schönes sehen und zum erstenmal im Leben auch ein Vergnügen haben.

Nur eines machte ihr Kummer.

Ihr Kleid war zwar sauber und aufgeplättet. Die Schuhe würde sie so blank wichsen wie die Stiefeln des Herrn, und Hals und Hände sich gründlich waschen. Auch ein Taschentuch hatte sie einst auf der Straße gefunden, als sie morgens nach Sahne ging. Anfangs hielt sie es für einen Flicken, dann aber überzeugte sie sich, es sei ein Battisttuch. Jetzt hatte sie es sich frisch gewaschen und geplättet und morgen würde sie es in der Rechten tragen, wie anständige Mädchen.

Dies alles aber war nichts gegenüber der Sorge, ob Johann sich nicht schämen werde, mit einem Mädchen, welches nicht einmal einen Hut aufhabe, spazieren zu gehen.

Sie selbst liebte die Hüte nicht und ging lieber „im bloßen Kopf“. Johann aber war ein wenig Stutzer und trug Sonntags Gehrock und helle Beinkleider. Jetzt wußte sie wirklich nicht, wie dies werden solle, und ob er sich überhaupt mit ihr auf der Straße zeigen würde. Fast bedauerte sie, der

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/195&oldid=- (Version vom 1.8.2018)