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Ihre noch reine Seele meinte im blinden Glauben aus den Gesichtern der Heiligen wegen ihrer schlechten Führung einen scharfen Tadel herauszulesen.

Daher kniete sie lange schweigend und wagte nicht, der Mutter Gottes in das Antlitz zu sehen.

Allmählich jedoch gewöhnte sie sich auch daran.

Dies war der Anfang der Zersetzung einer noch unverdorbenen Natur, in die nach und nach das Gift kleiner Alltagsünden geträufelt ward.

Anfangs gab Käthe alle „Marktgroschen“ an Julia ab, um sich gewissermaßen vor sich selbst[WS 1] zu rechtfertigen.

Schon am dritten Tage aber teilte sie das unterschlagene Geld in zwei gleiche Teile und kaufte sich für ihre Hälfte Petroleum, Seife und Stärke.

Die ganze Nacht hindurch wusch und plättete sie, ängstlich lauschend, ob der Herr auch nicht erwache und Licht in der Küche sehe.

Erst nachdem sie das Schlüsselloch verstopft, nahm sie das glühende Plätteisen aus dem Ofen.

Dies war am Sonnabend, dem schwersten Wochentage. Bis Mitternacht hatte sie die Küche gescheuert und aufgeräumt und fiel fast um vor Müdigkeit. Und dennoch frischte sie bis an den hellen Tag ihr rosa Perkalkleid auf, welches seit drei Jahren ihren höchsten „Staat“ ausmachte. Es war ihr zwar schon etwas zu kurz geworden und für die Schultern zu eng. Dafür aber ließ sich Rat schaffen, indem sie ihr schwarzes gehäkeltes

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: selsbt
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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/194&oldid=- (Version vom 1.8.2018)