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glauben nicht, wie bang mir da ums Herz is! Kein Waisenkind kann sich so bangen. Und geh ich auf die Straße, so irr’ ich herum, wie eine Motte. Das is einmal so meine Bestimmung.“

„Gewiß, Fräulein“, bestätigte Johann mit teilnehmendem Kopfnicken. „Ein Mädchen so allein, das ist wie eine Elster im Walde. Jedes Mädchen muß seinen Liebsten haben, der ihm zur Seite steht und es vor Unbill schützt.“

Plötzlich verstummten sie beide, wie verlegen über diese Wendung des Gespräches.

Sie dachte an Johanns starke Faust, die ihr so kräftig zur Seite stand. Er hingegen fragte sich selbst, ob es sich nicht lohne, ihr Liebster zu werden. Wäre nur nicht dieses Heiraten!

Ei was! Wer kaufen will, muß handeln! Vielleicht ließe sie noch etwas ab von ihren Bedingungen. Die Weiber wissen oft selber nicht, was sie wollen! Manchmal ist eine morgens „Jesuitin“ und abends – Freimaurerin. Also muß man es versuchen. Gelingt es nicht, so ist auch nicht viel verloren!

Und mit plötzlichem Entschluse schlug er ihr einen gemeinschaftlichen Spaziergang vor nach drei Wochen, wenn sie ihren Ausgehtag habe.

„Wir gehen vor das Tor oder in die Menagerie. Fräulein, wohin Sie nur wollen. Mir ist alles einerlei. Ich bin dort überall bekannt!“

Dabei nahm er die Miene eines blasierten Menschen an, dem auf der Welt nichts mehr neu oder fremd ist.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/173&oldid=- (Version vom 1.8.2018)