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Anfang mit dieser höflichen Anrede so erleichterte. Das war wiederum sehr hübsch von ihm! Jetzt wurde es ihr weit leichter ums Herz. Mit bei ihr ungewohnter Entschlossenheit näherte sie sich ihm und sagte, die Augen niederschlagend: „Herr Johann, gestern haben S’ sich so bemüht, mich von jenem Soldaten zu befreien. Dafür möcht’ ich Ihnen herzlich danken und Sie zugleich um Verzeihung bitten, daß S’ durch mich so viel Verdruß gehabt haben!“

„Bah!“ erwiderte er und stützte sich auf den Besen mit der Miene eines unüberwindlichen Ritters. „Das war nur eine Kleinigkeit und nicht der Rede wert! Zwar zerschlug er mir das Nasenbein; das wird aber schon wieder heilen und dafür hab’ ich ihn auch so angemalt, daß er sich aus der Haustür kaum herausfand!“

So stolz und verächtlich sprach er über seine Heldentat! Mit Teilnahme und Bewunderung blickte sie nach seiner Nase, die in seinem runden Gesicht in allen Farben schillerte.

„Das muß aber doch sehr weh tun!“ sagte sie dann förmlich gerührt beim Anblicke des sichtbaren Zeichens eines Kampfes, dessen unschuldige Ursache sie war.

„Ei! Das hat gar nichts zu sagen!“ rief er, die Hand schwenkend. „Wozu aber, Fräulein, kriechen Sie bei Nacht so mutterseelenallein herum? Das hat immer seine Gefahren und lockt entschieden nur die Männer an!“

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/170&oldid=- (Version vom 1.8.2018)