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So oft sie an ihm vorüberging, hatte er zwar irgend ein Schmähwort auf den Lippen, sein Blick aber folgte mit Wohlgefallen ihrer üppigen Gestalt.

Unbewußt zog ihn auch immer wieder ihre gute Führung an und ihre stete Vereinsamung, über die sie sich offen bei ihm beklagte, erfüllte ihn mit Bewunderung, fast könnte man sagen, mit Hochachtung.

Gewiß war Mary weit munterer und zugänglicher als die stille und sanfte Käthe. Dächte er aber jemals an das Heiraten, so würde er Mary nicht nehmen; als Liebste, das wäre etwas anderes. Ginge sie dann mit einem anderen, so wäre dies keine solche Beschimpfung, als wenn sie dies als seine Frau täte.

Als Frau wäre Käthe entschieden vorzuziehen: Für ihn aber taugte das Heiraten nicht. Als Liebste wiederum wollte Käthe nicht mit ihm gehen. Wozu sollte er da noch an sie denken!

Und dennoch kehrte sein Gedanke immer wieder zu ihr zurück, wie die Fliege zum Honig.

Am liebsten dächte er an etwas anderes. Fast schämte er sich. Die Leute könnten am Ende denken, er wolle für jenen „Bräutigam“ gelten, den Käthe so sehnlichst erwartete. Wäre dies nicht der Fall, so hätte er schon längst sich mit Käthe ausgesprochen.

Gestern hatte er dies alles nur vergessen, solche Wut hatte ihn gegen den Kanonier erfaßt, der das arme Mädchen nicht in Ruhe ließ.

Wie gut war es, daß er sie beschützte und den Kanonier verscheuchte!

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)