Sein Gesicht trug von der Nase bis zum rechten Ohre bläuliche Flecken, als Zeichen des gestrigen Kampfes und als Beweis der derben Faust des k. u. k. Kanoniers.
Johann liebte es natürlich nicht, daß ihm etwas weh tat. Die Geschwulst der Nase aber setzte ihm höchst empfindlich zu.
Der Kanonier besaß ungewöhnliche Kräfte, und obgleich Johann sich an ihm mit der doppelten Zahl von Faustschlägen rächte, so änderte dies nichts an der Sachlage und die Nase schmerzte ihm nach wie vor.
Unmutig knurrte er daher immer wieder vor sich hin: „Verdammter Hund! Verwünschtes Frauenzimmer!“
In der Tat, wozu mischte er sich in das ganze Abenteuer! Mochte der Soldat immerhin die „Jesuitin“ ein wenig abwürgen, kein Hahn hätte danach gekräht!
Und dennoch war es ihm höchst verdrießlich, mit anzusehen, wie ein anderer die Käthe küssen wollte.
Zwar hatte er sich von ihr abgewandt, da er in ihrem Wunsche, sie zu heiraten, ein unüberwindliches Hindernis sah.
Seine männliche Selbstsucht aber verlangte, daß keiner sie ohne seine Einwilligung anrühren dürfe.
Auch gestand er sich jetzt selber ein, daß er von jeher solche stramme Mädchen liebte und daß Käthes Blick ihm bis ins Herz drang.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/167&oldid=- (Version vom 1.8.2018)