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Nachdem Frau Julia die Küche verlassen und Käthe den Tee besorgt, ging ihr, als sie wieder allein in der Küche saß, der einmal in ihr erwachte Wunsch nach Anknüpfung irgend einer „ordentlichen“ Bekanntschaft mit seltsamer Hartnäckigkeit im Kopfe herum.

Entschieden wäre es gar nicht so übel, wenn Sonntags immer irgend ein braver Mann zu ihr käme, sich an den Tisch setzte und hübsch mit ihr plauderte, während sie das Geschirr abwüsche, seine Fragen beantwortete und ihm ihren Tee nebst ihrem Zucker vorsetzte.

Dies wäre doch weit angenehmer, als so allein stundenlang auf der Truhe zu sitzen oder sich, Gott weiß, weshalb, auf der Straße herumzutreiben, sei es auch nur, um in die Kirche zu gehen.

Mit unbeschreiblicher Wonne schloß sie die Augen, um mit Hilfe ihrer Phantasie sich das Bild eines solchen Lebens vorzuzaubern, welches sie mit dem Reize einer ihr völlig unbekannten Neuheit so mächtig anzog.

Deutlich stellte sie sich ihn vor, diesen „Jemand“, wie er mit ihr am selben Tische saß und den Tee trank, den sie ihm eigenhändig bereitete.

Wer weiß, wenn sie noch ein paar Groschen übrig hätte, so kaufte sie zum Tee noch einige Semmeln und etwas geräucherte Wurst.

Das essen die Männer so gern.

Rauchen aber durfte er nicht, um die Herrschaft nicht zu ärgern. Gewiß jedoch entsagte er gern ihr

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/163&oldid=- (Version vom 1.8.2018)