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Anstatt sich zu zerstreuen, hatte sie nur Verdruß gehabt!

Wäre sie nicht so allein durch die Straßen gegangen, hätte sie sich solchem Überfalle nicht ausgesetzt. Wäre sie doch lieber zu Hause geblieben! Nur ist es nicht gerade angenehm, drei Wochen lang sich von früh bis spät abzuarbeiten und dann nicht einmal irgend eine Freude zu haben!

Fast beneidete sie jetzt die anderen Mädchen, die, nachdem sie ihr Sonntagsvergnügen genossen, zur Alltagsarbeit mit größerer Lust und voller angenehmer Erinnerungen an den froh verlebten Tag heimkehrten.

Dafür aber gibt es nur ein Mittel: irgend einen Liebsten zu haben. Mit wem sollte sie sonst spazieren gehen und irgendwo sich niederlassen, um ein Gläschen Bier zu trinken? Das ist einmal nicht anders in der Welt!…


Als Käthe die Küche betrat, sah sie zu ihrem höchsten Erstaunen im matten Lampenlicht die Gestalt ihrer Herrin, die sich über den Samowar beugte. Sie blies mit größter Anstrengung die bleichen Backen auf und man vernahm im engen Küchenraum ihre keuchenden Atemzüge. So versuchte sie vergeblich, die Kohlen unter dem Samowar anzufachen.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/159&oldid=- (Version vom 1.8.2018)