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Und Verzweiflung ergriff sie bei dem Gedanken, daß er sie im Kampfe mit dem betrunkenen Soldaten sähe. Dies lähmte sie förmlich und benahm ihr allen Mut und alle Kraft.

Ihrer Brust aber entrang sich nur jener einzige Schrei des um seine Ehre ringenden Weibes, der, so erhabenen Klanges, so voller Klage, Schmerz und weiblicher Ohnmacht ein und derselbe ist und bleibt in allen Schichten des Volkes.

Auf diesen Hilfeschrei tauchte plötzlich aus dem dunklen Hintergrunde die Gestalt des hinter der Haustür stehenden Johann auf und von seinem starken Arme zurückgestoßen, wurde der Kanonier mit dumpfen Krachen an die gegenüberstehende Wand geschleudert.

Auf diese Weise von ihm befreit, trat Käthe einige Schritte vor, blieb aber beim Schalle der zwischen den beiden Männern ausgetauschten Hiebe und Backenstreiche wie angewurzelt stehen.

Vor ihr im dunklen Hausflur wälzten sich die beiden auf der Erde herum wie ein Riesenknäuel. Mit dem Schalle der Hiebe mischten sich wilde Flüche oder kurze, abgerissene Worte unterbrachen die Schläge.

Augenscheinlich bemüht, den k. u. k. Kanonier zur offenen Haustür hinauszuwerfen, durch die der Straßenlärm hereinschallte, drängte Johann ihn mit Gewalt dorthin nach der Schwelle.

Hartnäckig aber wehrte sich der Kanonier und wollte nicht vom Platze weichen.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/156&oldid=- (Version vom 1.8.2018)