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Und dabei lachte er laut und redete sie an:

„O“, sagte er, „nicht übel wär’ es, wenn wir zusammen vor das Tor gingen, um ein Gläschen Bier zu trinken. Bis zum Zapfenstreich ist es noch lange hin; ich habe also Zeit genug, und wir würden schnell Bekanntschaft schließen. Als Kanonier war ich schon in so manchem fremden Lande, weiß mit den Weibern umzugehen und lasse mich nicht so leicht abweisen!“

Ohne ihm zu antworten, eilte Käthe weiter. O, das sollte ihr fehlen, so in der Nacht herum zu spazieren.

Daß ein Mann sich ihr aufdrängte, daran war sie längst gewöhnt. Nur darum handelte es sich ihr, daß auf solche Weise keine ordentliche „Bekanntschaft“ zu schließen sei. Mit Soldaten läßt sich ein braves Mädchen überhaupt nicht ein; denn diese halten es nur zum Narren. Tränke sie also mit diesem Kanonier ein Gläschen Bier, so würden die Leute sie mit Recht geringschätzen.

Sie beschleunigte also ihre Schritte noch mehr und stieß unterwegs fast alle Leute um, nur um sich so schnell wie möglich von dem zudringlichen Verehrer zu befreien. Dieser aber ließ sich nicht abschrecken, sondern lief ihr nach, durch ihren Widerstand angestachelt und über diese wilde Jagd inmitten der Menge belustigt. Im pausbäckigen Gesichte funkelten die kleinen Äuglein und immer wieder streckte er die Hand aus, um das große, dralle Mädchen zu erfassen, welches ihm mit seltener Gewandtheit immer wieder entschlüpfte.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/154&oldid=- (Version vom 1.8.2018)