massige, hohe Pfeiler mit schadhaftem Stuck, von dem der Gips längst abgefallen war.
Die mit grünen Vorhängen verhüllten Bogenfenster ließen keinen Lichtstrahl ein. Nur in der Nische des Hochaltars blinkten die vergoldeten Säulen und die Draperien der Engel, die in Lebensgröße ein riesiges Kreuz trugen.
Käthe kniete vor einem Seitenaltar nieder und faltete die Hände zum Gebete.
Vor ihr erhob sich der Marienaltar, weiß, mitten im Grün der Blätter und Blüten, die ihre Papierkronen in einfachen Vasen entfalteten.
Darüber neigte sich das liebreiche Antlitz der in ein glänzendes Blechgewand gekleideten Mutter Gottes. Vier Korallenschnuren, mit großen Nadeln auf Leinwand festgesteckt, schmückten den Hals und zu ihren Füßen lagen auf dem weißen Tischtuche gelbe Wachsfiguren, von frommen Frauen als Gelübde dargebracht. Dies berührte Käthe höchst peinlich. Kam sie doch heute mit leeren Händen und legte kein Opfer nieder!
Gestern kaufte sie sich Petroleum und wohlriechende Seife für ihr letztes Geld. Hätte sie sich mit gewöhnlicher Seife gewaschen, konnte auch sie jetzt ihr Opfer darbringen.
Was half ihr aller Wohlgeruch. Die Mutter Gottes bedarf dessen nicht und fragt nicht nach Eleganz.
Zerknirscht kniete Käthe vor den Altarstufen und gelobte sich, nach drei Wochen mit einem recht
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/147&oldid=- (Version vom 1.8.2018)