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Als Käthe sich plötzlich mitten in diesem Menschenschwarme befand, verlor sie fast allen Mut.

Jede Vorübergehende hatte, wenn nicht einen Mann, so doch wenigstens eine Bekannte oder Freundin zur Seite, mit der sie plauderte oder deren Mitteilungen sie anhörte. Sie aber ging ganz allein, und wenn auch alltags niemand sie begleitete, schämte sie sich doch in diesem Sonntagstreiben ihrer Vereinsamung, als sei dies ihre eigene Schuld.

Dazu kam noch, daß sie ohne Hut ging, im bloßen Kopf, dessen glattgestrichenes Haar in der Sonne glänzte. Dies zeugte von ihrer Armut, denn nur ganz mittellose Mädchen gehen Sonntags ohne Hut aus.

Gleichwohl beneidete sie nicht die anderen um ihren auffallenden Staat, weil sie wußte, daß sie ihr gegenüber reich waren. So hat es Gott gewollt und eingeteilt. Dafür wird er auch sie im Jenseits hundertfach entschädigen.

Übrigens war ihr Rock noch ziemlich neu, auch die Jacke frisch gebügelt und am Halse mit rotem Band eingefaßt. Also war sie ganz sauber gekleidet und ihre Armut war nicht ihre Schuld.

Nur daß sie so allein ging, war ihr peinlich.

Jeder, der sie sah, mußte, Gott weiß was, denken, wenn sich nicht einmal irgend ein weibliches Wesen mit ihr einlassen wollte und sie so mutterseelenallein gehen mußte. Das war doch höchst unangenehm!

Plötzlich fiel ihr – Rosa ein.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)