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Barègekleider, verziert mit andersfarbigen Fälbeln und Bändern, zusammengerollt wie in Tuten, oder mit ausgefasertem Samt, spannten sich hartnäckig bei jeder Kniebeuge und wurden fast bei jedem Schritt mit den Hacken abgetreten. Unter den Tarlatanhalskrausen sah man ein Stückchen des roten und dicken Halses, an dem am schwarzen Samtbändchen das übliche Medaillon hing. Auf dem Kopfe thronten die seltsamsten Hüte mit wehenden Federn oder Büscheln von maigrünem Gras mit riesigen Rosen und Vergißmeinnicht.

Manche gingen auch im bloßen Kopfe, ohne ihren Neid beim Anblick eines verblüffenden Hutes auf dem Kopf einer bemittelten Begleiterin zu verhehlen.

An ihrer Seite schritten meist Soldaten, mit Siegermiene sich wiegend.

Ulanen in blauer Ulanka und rotem Käppi spreizten die Beine und blickten verächtlich auf die Jäger und das übrige „Fußvolk“ herab. Kanoniere in braunem Wams, zur Linken das kurze Faschinenmesser, bemühten sich, mit den Ulanen Schritt zu halten, deren Übermut keine Grenzen kannte.

Die Droschken, die vorüberfuhren, waren vollgepfropft mit Menschen. Ermuntert nur durch die Peitsche, schleppten die mageren Gäule sich, ab und zu stolpernd, über das Straßenpflaster.

Alle zehn Minuten mußten die Leute ausweichen vor den vorübersausenden Tramwagen.

Auch in diesen herrschte unerhörtes Gedränge. Und trotzdem stiegen bei jeder Haltestelle neue

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)